Fastentuch

Das Fastentuch wurde von einem Pfarrmitglied - Frau Christine Friedrich - für unsere Kirche angefertig. Erstmals wurde es zu Beginn der Fastenzeit 2005 aufgehängt. In der Osternacht wurde das damit verhüllte neue Paradieskreuz zum ersten Mal für die Gemeinde sichtbar.

Das Fastentuch verhüllt seitdem jedes Jahr während der Fastenzeit das Paradieskreuz.

Erklärung der Bilder

Das Fastentuch von Christine Friedrich

„Der Vorhang des Tempels zerriss von oben bis unten in zwei Teile" heißt es im Matthäusevangelium beim Tod Jesu. Wir sehen diesen zerrissenen Vorhang links und rechts der Bilder. Er öffnet sich nach oben, dem Himmel, Ostern entgegen. Zwischen diesen beiden Vorhangteilen sehen wir sechs Zonen, entsprechend den sechs Sonntagen der Fastenzeit – unten mit dem 1. Fastensonntag beginnend, wie eine Himmelsleiter. Diese Bilder stellen die Evangelien der Fastensonntage (Fa-So) für alle drei Lesejahre (LJ) dar. Nur die wenigsten Bilder sind gegenständlich, die meisten sollen Eindrücke und Gefühle vermitteln. Im violetten Trennstreifen stehen unter den Bildern die entsprechenden Bibelstellen (meist nur das Kapitel).

Die beiden ersten Sonntage haben in allen drei Lesejahren dasselbe Thema; daher auch nur ein Bild. Am 1. Fa-So (Mt 4,1-11; Mk 1,12-15; Lk 4,1-13) ist es die Ver­suchung Jesu: Die sandfarbene Fläche führt uns in die Wüste. Am linken Rand die dunkle Farbe als Symbol für den Teufel. Die drei Steine – Hinweis auf die erste Versuchung, aus Steinen Brot zu machen; das Rot für den Sturz vom Berg hinab; das Grün für alle Reiche der Welt. Das gelbe „V" steht für Christus, den Sieger („victory" = Sieg).

In der nächsten Zone darüber der 2. Fa-So (Mt 17,1-9; Mk 9,2-10; Lk 9,28-36): die Verklärung Jesu, auch wieder in allen drei Lesejahren gleich. Angedeutet die Wüste und der Berg Tabor, darüber der Himmel. Der verklärte Jesus als strahlend gelber Mittelpunkt im nebeligen Grau-Weiß, rechts oben die Wolke.

Ab dem 3. Fa-So sind die Bilder geteilt. Links der Brunnen mit dem lebendigen Wasser (Spirale) für die Samariterin am Jakobsbrunnen (1. LJ: Jo 4,5-42). Daneben die Tempelreinigung (2. LJ: Jo 2,13-25): braune Rechtecke, Teile des Tempels – Sinnbild für alles, was er aus dem Tempel geworfen hat. Die drei Münzen stehen für die Händler und Geldwechsler, gleichzeitig für den Ausspruch Jesu, er werde den Tem­pel in drei Tagen wieder aufrichten. Damit meinte er seine Auferstehung. Schließlich rechts der Feigenbaum im Weinberg (3.LJ: Lk 13,1-9). Blau als Farbe des Himmels und vielleicht auch der Hoffnung, dass doch noch etwas aus ihm wird.

Auf der nächsten Stufe (4. Fa-So) herrscht die Farbe Schwarz vor: „Das Licht leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht ergriffen". Im 1. LJ (Jo 9,1-41) hören wir vom Blindgeborenen, den Jesus heilt. Er sieht nun das Licht, aber seine sehenden Zeitgenossen sind blind für das Licht Jesu. Daneben ein Symbol für das Zitat aus dem Evangelium des 2. LJ (Jo 3,14-21): „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn dahingab". Das Licht Gottes durchdringt die Fin­sternis der Welt. Rechts ein Labyrinth für den verlorenen Sohn (3. LJ: Lk 15,11-32): Das Labyrinth des Lebens beginnt unten: Der Vater liebt beide Söhne. Somit steht am Beginn des Weges die Farbe Rot als Zeichen der Liebe. Der jüngere Sohn wird immer unzufriedener (schwarz). Er trennt sich vom Vater und zieht hoffnungsvoll (grün) in die Ferne (blau). Er führt ein lustiges Leben (gelb, orange, hellblau), bis das ganze Land von Dürre und Hungersnot heimgesucht wird (braun). Er geht aufs Land und hütet die Schweine (braun); dunkelgrün steht für die Futterschoten, die er gerne gegessen hätte. Er beginnt nachzudenken, was er falsch gemacht hat; als Zeichen der Reue verschiedene Lila- und Violett-Töne. Sein Weg endet dort, wo er begonnen hat: bei der Liebe des Vaters (rot). Auch ein Labyrinth unseres Lebens?

Auch am 5. Fa-So drei Bilder: Links die Auferweckung des Lazarus (1. LJ: Jo 11,1-45): sein Felsengrab und die Lei­nen­binden. Daneben für das 2. LJ (Jo 12,20-23) die Weizenkörner in der Erde, die viele Frucht bringen. In der rechten Hälfte ein Bild für das Evangelium von der Ehebrecherin (3. LJ: Jo 8,1-11): Die untere Hälfte ist mit Sand bedeckt; Jesus hat etwas hineingeschrieben: Schalom = Friede, Heil(ung). Im oberen Teil dieses Bildes links blau – die Frau, rechts drohend schwarz – die Phari­säer und Schriftgelehrten, die Jesus eine Falle stellen wollen.

Der oberste Streifen schließlich steht für den Palmsonntag. Auch hier finden wir in allen drei Lesejahren dieselben Themen. So ist der Bildbereich zweigeteilt: Links Palmzweige auf gelb-rotem Untergrund; sie bedeuten die jubelnde Aufnahme Jesu am Palm­sonntag (Mt 21,1-11; Mk 11,1-10; Lk 19,28-40). Rechts die Passion Jesu (Mt 26,14 – 27,66; Mk 14,1 – 15,47; Lk 22,14 – 23,56). Dunkle Töne herrschen vor: braun (Holz), violett und blau (Johannes und Maria), schwarz und rot für Jesu Leiden und Sterben; ein heller Fleck der Hoffnung ist zu sehen – Jesus.

Ingolf Friedrich